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Unser Rätseladventskalender

Das Rätsel für den
11.

Wer war zu Jesu Geburt König im jüdischen Land?
 Matthäus 2,1

Mi, 11.Dez 2024, 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr (Gemeindehaus Drabenderhhe)Frauenkreis
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Neuigkeiten

Von Hilmar Kranenberg im Bereich Kirche.

Predigt für den 7.2.21 (Sexagesimä)

Liebe Gemeinde,

wieder einmal hatten sich viele Menschen aus nah und fern versammelt, um Jesus zu hören und zu sehen. Und wie so oft erzählt er den Menschen ein Gleichnis. Aufgeschrieben ist dies im Lukasevangelium, im 8. Kapitel:

Eine große Menschenmenge sammelte sich um Jesus, aus allen Orten strömten die Leute zu ihm. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis: »Ein Bauer ging aufs Feld, um seinen Samen zu säen. Als er die Körner ausstreute, fiel ein Teil von ihnen auf den Weg. Dort wurden sie zertreten und von den Vögeln aufgepickt. Andere Körner fielen auf felsigen Boden. Sie gingen auf, vertrockneten dann aber, weil sie nicht genug Feuchtigkeit hatten. Wieder andere Körner fielen mitten in Dornengestrüpp, das wuchs mit auf und erstickte das Korn. Andere Körner schließlich fielen auf guten Boden, gingen auf und brachten hundertfache Frucht.« Darauf rief Jesus: »Wer Ohren hat, soll gut zuhören!« (Lk 8, 5-8) Das lässt einen zunächst rätselnd zurück. Was meint Jesus damit? Und so ging es auch seinen Jüngern. Sie hörten ihm bestimmt aufmerksam zu, doch sie verstanden es nicht. Meist waren die Gleichnisse ihres Lehrers einleuchtend. Mit alltäglichen Beispielen erklärte er den Menschen Gottes Wesen, Gottes Liebe, Gottes Willen und den Weg hin zu Gott. Das alles verstanden sie gut. Aber nun? Das Gleichnis was sie hörten, war wieder aus dem Alltag genommen: Ein Bauer bei der Aussaat. Das ist nicht weiter erstaunlich, im Frühjahr sah man so etwas fast täglich. Doch welcher Bauer ist so unaufmerksam wie der aus dem Gleichnis: Wer wirft den kostbaren Samen auf den Weg oder die Felsen? Wer sät inmitten des Dornengestrüpps? Da muss ein Bauer aber mehr Samen als reichlich besitzen. Aber was denn jetzt: Ist er verschwenderisch oder unaufmerksam? Und weil sie das alles auch nach kurzer Diskussion untereinander nicht verstanden, fassten sie sich ein Herz: „Meister, bitte erkläre uns dieses Gleichnis!“ Jesus wunderte sich bestimmt ein wenig, doch dann erklärte er es ihnen:

Die Jünger fragten Jesus, was dieses Gleichnis bedeute. Jesus antwortete: »Euch hat Gott die Geheimnisse seines Planes erkennen lassen, nach dem er schon begonnen hat, seine Herrschaft in der Welt aufzurichten; die anderen bekommen davon nur in Gleichnissen zu hören. Sie sollen sehen und doch nichts erkennen, sie sollen hören und doch nichts verstehen. Das Gleichnis will Folgendes sagen: Der Samen ist die Botschaft Gottes. Bei manchen, die sie hören, geht es wie bei dem Samen, der auf den Weg fällt. Der Teufel kommt und nimmt weg, was in ihr Herz gesät worden ist. Er will nicht, dass sie die Botschaft annehmen und gerettet werden. Bei anderen ist es wie bei dem Samen, der auf felsigen Boden fällt. Sie hören die Botschaft und nehmen sie mit Freuden an. Aber sie sind Menschen ohne Wurzel: Eine Zeit lang halten sie sich an die Botschaft; aber wenn sie auf die Probe gestellt werden, fallen sie ab. Wieder bei anderen ist es wie bei dem Samen, der in das Dornengestrüpp fällt. Sie hören zwar die Botschaft, aber dann gehen sie davon und ersticken in ihren Alltagssorgen, in Reichtum und Vergnügungen und bringen keine Frucht. Bei anderen schließlich ist es wie bei dem Samen, der auf guten Boden fällt. Sie nehmen die Botschaft mit gutem und willigem Herzen an, bewahren sie und bringen durch Standhaftigkeit Frucht.«(Lk 8, 10-15)

Nun begreifen es die Jünger und wir auch. Es geht nicht darum, wie ungeschickt oder vorausschauend der Bauer bei seiner Aussaat ist. Was er macht ist sicherlich pure Verschwendung. Aber warum nicht? Denn was er sät – oder eigentlich: was er unter die Leute bringt – ist Gottes Wort. Davon gibt es reichlich, damit muss man nicht sparsam sein. Das Wort Gottes soll ja möglichst vielen zu Ohren kommen, es ist keine Geheimlehre, die nur für wenige Auserwählte gedacht ist. Am besten wäre es, die ganze Welt erführe davon. Also ist der Bauer aus diesem Gleichnis ganz bewusst verschwenderisch. Und er bringt den Samen – also das Wort Gottes – auch dorthin, wo man Zweifel an der Wirksamkeit haben könnte: Auf den Weg, in die Felsen oder ins Dornengestrüpp. Es könnte ja sein, dass es auch dort vernommen wird, Wurzeln schlägt und Frucht bringt. Wenigstens will es der Bauer versuchen.

Das, liebe Gemeinde, kennen wir ja auch von anderen Geschichten und Gleichnissen Jesu: Gott gibt niemanden auf. Er versucht es immer wieder, nicht nur einmal, sondern mehrmals. Vielleicht gelingt es Gott mit seiner Beharrlichkeit doch, bei den Menschen Gehör zu finden, sie für seine Botschaft, seine Liebe und seine Gebote zu interessieren, sie auf den richtigen Weg zu bringen. Deshalb ist diese Aussaat keine Verschwendung, sondern Teil von Gottes unermüdlichem Werben um die Menschen. Ist es nicht großartig, wie viel Hoffnung Gott in uns setzt? Warum also geben wir dann oft so schnell auf? Weshalb erklären wir Projekte für gescheitert, wenn sie im ersten Anlauf nur wenig Zuspruch erfahren? Warum versuchen wir manches erst gar nicht, weil wir es für vergebliche Mühe halten. Haben wir Angst vor der Enttäuschung oder fehlt uns die Kraft?

Diese Gleichnis ist auch Trost und Ermutigung für frustrierte Missionare. Missionare sind nach dem Verständnis des Neuen Testaments alle Christinnen und Christen, nicht nur einige wenige mit spezieller Ausbildung. Wir alle sollen Gottes Botschaft nicht nur leben, sondern auch weitergeben. Wir hören hier, dass wir nicht frustriert sein sollen, wenn es nicht den erhofften Zuspruch der Massen gibt. Das liegt nicht immer an uns. Und wir hören auch, dass wir keine wirtschaftlichen Maßstäbe anlegen sollen, wenn wir im Namen Gottes reden und handeln. Wir können da ruhig großzügig, ja verschwenderisch mit unseren Bemühungen sein. Also nicht direkt aufgeben wenn ein Projekt beim ersten Versuch nur mäßig erfolgreich ist und nicht im Vornherein die Chancen und den Nutzen miteinander verrechnen. Wir Christinnen und Christen sind doch kein Wirtschaftsunternehmen mit begrenzten Ressourcen, die wir möglichst gewinnbringend einsetzen wollen! Von Gottes Wort, Gottes Liebe, die wir mit Herzen, Mund und Händen weitergeben, haben wir reichlich. Da brauchen wir nicht zu fürchten, dass uns die Botschaft ausgeht.

Was wäre das für ein Glaube, wenn wir zuallererst daran denken, was uns das wieder alles kostet! Glauben auf Sparflamme ist halbherzig und unglaubwürdig, da geht nur ganz oder gar nicht. Und so ist es eben auch mit denen, welche das Wort Gottes weitergeben oder -sagen. Die gucken nicht danach, wo denn ein möglichst optimaler Einsatz der vorhandenen Kräfte zu bewerkstelligen ist, sondern die teilen aus. Mit ganzem Herzen und vollen Händen. So wie der Bauer in unserem Gleichnis. Und sie wissen: Da geht nicht alles auf, was gesät wird. Manches ist im Rückblick bestimmt vergebliche Mühe gewesen. So wie das, was der Bauer auf den Weg, den Felsen oder zwischen die Dornen sät. Einiges davon bringt nur einen winzigen Keim zustande und geht wieder ein. Anderes beginnt mit viel Schwung, aber ist so schnell wieder weg, wie es gekommen ist. Oder es zieht sich zurück, kümmert kärglich vor sich hin. Doch wieder anderes wächst und gedeiht dass es eine wahre Freude ist. Da macht dann auch die Ernte Spaß, weil es so üppig trägt.

Aber an diesem Punkt müssen wir das Gleichnis verlassen. Denn ein Bauer ahnt schon bei der Aussaat, was angeht und was nicht. Sicher gibt es ein paar Faktoren, die kann er nicht vorausplanen. Ein Dürrejahr oder ein später Frost machen die Ernte auch beim schönsten Ackerboden zunichte. Genauso ein schlimmes Unwetter oder in Afrika und dem Nahen Osten, wo Jesus lebte, ein Heuschreckenschwarm. Doch das sind die Ausnahmen. Deshalb wirft ein Bauer normalerweise seine Saat erst gar nicht auf den Weg, zwischen die Felsen oder ins Gestrüpp. Das wäre ja Verschwendung. Doch bei Gottes Wort ist das anders. Wir wissen eben nicht, bei wem die Saat aufgeht und wo nicht. Sicher spielen da manche Äußerlichkeiten eine Rolle: Ein Elternhaus wo der Glaube gelebt wird, könnte ein gut vorbereiteter Boden für Gottes Wort sein. Aber auch das bietet keine Garantie. Je nachdem wie der Glauben gelebt wird, kann es sogar abschrecken: Zu eng, zu viele Regeln, zu wenig Liebe, zu wenig Freiheit, Freude und Barmherzigkeit. Vielleicht kennen Sie das ja.

Auf der anderen Seite kann es auch sein, dass da ein Mensch ist, von dem man gar nichts erwartet. Aus schlimmen Verhältnissen kommend, skeptisch, mit allem unzufrieden, verbittert. Und plötzlich hat der ein Erlebnis oder eine Begegnung, die alles verändert. Er strahlt eine tiefe Zufriedenheit aus, geht mit offenen Augen und einem fröhlichem Herzen durch die Welt, getragen von seinem Glauben. Vielleicht gibt er den auch weiter, erzählt was ihn trägt. Das muss nicht immer aufdringlich sein.

Wir wissen beim besten Willen im Vornherein nicht, ob und wann ein Mensch sein Leben ändert. Und wir wissen auch nicht, ob das auf Dauer anhält. Vielleicht ist es nur ein kurzes Aufflackern. Es kann auch sein, dass die Hinwendung zu Gott erst in fortgeschrittenerem Lebensalter kommt, wenn man erkennt, dass der Sinn des Lebens nicht im Anhäufen von Gütern oder möglichst viel oberflächlichem Spaß besteht. Noch lange nicht jede Konfirmandin und jeder Konfirmand ist bei der Konfirmation von einem tiefen Glauben erfüllt. Eine recht große Zahl davon kehren der Kirche zunächst mal den Rücken zu, einige davon kommen später wieder, andere noch später, wieder andere gar nicht. Und dennoch konfirmieren wir sie alle, denn wir wissen nicht, wo der Same auf den Felsen fällt und wo es der fruchtbare Acker ist. Unser Acker sieht zunächst einmal gleich aus, die Dornen und der Fels sind nicht sofort zu erkennen. Und wir wissen weder ob, noch wie lange es braucht, bis der Same aufgeht.

Um es in den Bildern des Gleichnisses zu erklären: Es gibt manche Wüstenpflanzen, deren Samen jahrelang im Boden überdauern kann. Und wenn dann plötzlich Regen fällt, gehen sie auf, blühen und tragen Frucht. Für den Regen aber, der sie zum Wachsen und Gedeihen bringt, sind nicht die Menschen verantwortlich. Und so ist es auch bei zahlreichen Menschen, denen wir Gottes Wort sagen. Da passiert zunächst gar nichts. Und dann, nicht vorhersagbar, beginnt es zu wirken, zu wachsen und trägt Frucht. Das geschieht nicht immer. Aber es passiert öfter als manche meinen. Und so soll es ja auch sein. Wir Christinnen und Christen haben keine Geheimreligion und wir sind auch kein kleiner, exklusiver Kreis der wahrhaft Wissenden oder so etwas. Nein, unser Anspruch ist es, allen Menschen die frohe Botschaft von Gottes Liebe und Gnade mitzuteilen und sie aufzufordern, nach seinen Geboten zu leben. So wie es uns Jesus Christus gesagt und vorgelebt hat. Auch wenn das Wort Mission heute für viele abschreckend wirkt – warum auch immer – das ist unser Anspruch. Doch wir können das nicht allein. Wir können nur den Samen legen, vielleicht auch noch für einigermaßen gute Bedingungen sorgen, doch fürs Wachstum und die Früchte können wir nur wenig tun. Das liegt weitgehend in Gottes Hand. Unsere Aufgabe ist die Aussaat, das reicht. Vielleicht kennen Sie das ja: Wenn Kinder ein Beet anlegen, sind sie oft fürchterlich ungeduldig. Manchmal ziehen sie sogar an den kleinen Pflanzen, damit die schneller wachsen. Irgendwann begreifen sie, dass sie damit die Pflänzchen kaputt machen. Mehr als Warten und bei Trockenheit genug Gießen können wir nicht machen.

Und so ist es bei der Verbreitung von Gottes Wort auch. Wir verteilen den Samen, also die Botschaft. Das sollten wir möglichst großzügig machen, denn wir wissen nicht, wo es wächst. Dann können wir vielleicht noch ein wenig unterstützen, so wie der Bauer Wässern oder Düngen kann. Aber damit ist unser Einfluss schon vorüber. Alles andere liegt nicht in unserer Hand. Das mag in einzelnen Fällen frustrierend sein, aber damit müssen wir leben. Doch brauchen wir nicht an uns zu zweifeln, wenn unser Reden auf Ablehnung stößt. Das ist so wie mit dem Bauer, der seinen Samen auch auf den Fels und zwischen die Dornen wirft. Es kann vergebliche Mühe sein, es kann aber auch mal gut gehen. Denn im Gegensatz zu einem Bauern, der seinen Acker gut kennt, wissen wir nicht, was angeht und Frucht trägt. Manches Mal dauert es auch einige Zeit, womöglich viele Jahre. Aber das sollte uns nicht daran hindern, auch weiterhin fröhlich und voller Optimismus Gottes Wort zu verbreiten. Die Ernte und somit auch der Lohn für den Sämann wird reichlich genug sein, da bin ich mir sicher.

Amen

Schlagworte: predigt

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  • Zuletzt geändert: 21.11.2022 15:20
  • von Manuel Krischer