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Willkommen bei der Evangelischen Kirchengemeinde Drabenderhöhe.

Unser Rätseladventskalender

Das Rätsel für den
11.

Wer war zu Jesu Geburt König im jüdischen Land?
 Matthäus 2,1

Mi, 11.Dez 2024, 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr (Gemeindehaus Drabenderhhe)Frauenkreis
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Neuigkeiten

Von Hilmar Kranenberg im Bereich Kirche.

Predigt Dan 9, 1-11.15-16

9 1 Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes des Ahasveros, aus dem Stamm der Meder,
der über das Reich der Chaldäer König wurde, 2 in diesem ersten Jahr seiner Herrschaft achtete ich, Daniel, in den Büchern auf die Zahl der Jahre, von denen der HERR geredet hatte zum Propheten Jeremia, dass nämlich Jerusalem siebzig Jahre wüst liegen sollte. 3 Und ich kehrte mich zu Gott, dem Herrn, um zu beten und zu flehen unter Fasten und in Sack und Asche. 4 Ich betete aber zu dem HERRN, meinem Gott, und bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und heiliger Gott, der du Bund und Gnade bewahrst denen, die dich lieben und deine Gebote halten! 5 Wir haben gesündigt, Unrecht getan, sind gottlos gewesen und abtrünnig geworden; wir sind von deinen Geboten und Rechten abgewichen. 6 Wir gehorchten nicht deinen Knechten, den Propheten, die in deinem Namen zu unsern Königen, Fürsten, Vätern und zu allem Volk des Landes redeten. 7 Du, Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns alle heute schämen, die von Juda und von Jerusalem und vom ganzen Israel, die, die nahe sind, und die zerstreut sind in allen Ländern, wohin du sie verstoßen hast um ihrer Missetat willen, die sie an dir begangen haben. 8 Ja, HERR, wir, unsre Könige, unsre Fürsten und unsre Väter müssen uns schämen, dass wir uns an dir versündigt haben. 9 Bei dir aber, Herr, unser Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung. Denn wir sind abtrünnig geworden 10 und gehorchten nicht der Stimme des HERRN, unseres Gottes, und wandelten nicht in seinem Gesetz, das er uns vorlegte durch seine Knechte, die Propheten; 11 sondern ganz Israel übertrat dein Gesetz, und sie wichen ab und gehorchten deiner Stimme nicht. Darum trifft uns auch der Fluch, den er geschworen hat und der geschrieben steht im Gesetz des Mose, des Knechtes Gottes, weil wir an ihm gesündigt haben. 15 Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk aus Ägyptenland geführt hast mit starker Hand und hast dir einen Namen gemacht, so wie es heute ist: wir haben gesündigt, wir sind gottlos gewesen. 16 Ach Herr, um aller deiner Gerechtigkeit willen wende ab deinen Zorn und Grimm von deiner Stadt Jerusalem und deinem heiligen Berg. Denn wegen unserer Sünden und wegen der Missetaten unserer Väter trägt Jerusalem und dein Volk Schmach bei allen, die um uns her wohnen.

70 Jahre Verbannung _ 1.)Wie hält man das aus? Das Heimweh quält. Die Gewohnheiten sind unterbrochen. Es gab staatliche Repressalien, keine Freiheit, und „An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an den Zion dachten.“ _ 2.) Ein Jahr im Lockdown und die Weltlage. Die Schuldfrage! Wer ist dafür verantwortlich? Die schlechte Regierung? Die Eliten? Die anderen? Der böse Nachbar, der kein friedliches Miteinander will? Gott? Ansatz zur Überwindung: Daniel flüchtet sich nicht in solche Spekulationen, sondern übernimmt „in Sack und Asche“ selbst die Verantwortung, indem er sich aufrafft und die Schuld des ganzen Volkes eingesteht, aber gleichzeitig vorbildlich auf die Gnade des unbegreiflichen, heiligen Gottes hofft und ihm seine Verzweiflung zu mutet. Nicht die Anderen, sondern wir selbst haben gefrevelt! Damit ändert sich die Lage: aus dem wehrlosen Opfer wird einer, der seine Mitschuld anerkennt und zugibt. Die freie Gnade braucht Handlungsfreiheit. Wenn nicht unsere Sehnsüchte und Wünsche im Vordergrund stehen, sondern Gottes Treue und Gerechtigkeit, können sich die Verhältnisse ändern. „Ehre sei Gott!“ und „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.“

Liebe Gemeinde!

Lassen Sie uns heute einmal über den großen Mut und die große Tapferkeit nachdenken, die sich in Daniels langem Gebet äußert. Es ist der radikale Mut zur Wahrheit. Der Mut, sich ein zu gestehen, dass nicht die Anderen für die Krise verantwortlich sind, sondern ich selbst. Ja, _ „An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an den Zion dachten“. So heißt es einmal in einem Psalm jener Zeit, und so werden wohl viele Menschen am Ende der babylonischen Gefangenschaft und wohl auch Daniel selbst gedacht haben. Aber jener vorbildlich fromme Daniel schaut offensichtlich in seinem Gebet in eine völlig andere Richtung. Er jammert hier nicht einfach nur herum. Er klagt nicht einfach nur Gott an, dass die Dinge so stehen, wie sie stehen. Er sieht das Problem auch nicht beim bösen Nachbarn, der es wie immer verhindert, dass der Frömmste in Frieden leben kann. Er gesteht vielmehr seine Mitschuld am Geschehen ein, und übernimmt damit die Verantwortung, und wie wir gleich noch sehen werden werden, kann sich durch diese Änderung in der Grundhaltung auch die Lage verändern, denn Gebete in Sack und Asche haben eine Chance erhört zu werden. Es ist eben ein Unterschied, ob man eine Katastrophe als hilfloses Opfer durchsteht, oder als wehrhafter Mensch Gottes, der bewusst kämpfen, fliehen oder erstarren und sich damit in Sicherheit bringen kann, und das Gebet ist und bleibt eine starke Kraftquelle, die man nur in Anspruch nehmen wüsste, dass sie ihre Kraft auch entfaltet. Unsere Not, unsere Freude unser ganzes Leben, mit allem, was uns bewegt, gehört im Gebet vor Gott gebracht und seiner Gnade anbefohlen. Der lebendige Gott lässt sich aber nicht einfach in eine religiöse Ecke abschieben. Er will mit uns verbunden sein, in einer Beziehung zu uns leben und das Werk seriner Hände nicht aus der Hand geben, und er beansprucht unser ganzes Leben für sich, und wenn wir gottvergessen leben und so tun, als ginge uns das nichts an, muss das Konsequenzen haben, eben weil wir ihm nicht gleichgültig sind und er uns in die Verantwortung nimmt. Es konnte also damals nicht gut gehen, wenn die Fürsten jener Zeit auf ihre Waffentechnik vertrauten, anstatt sich um Frieden und Gerechtigkeit und um Gottes Sorge für die Armen zu kümmern. Es konnte nicht gut gehen, dass jeder nur noch an seinen Egoismus dachte und versuchte, diesen unbegreiflichen Gott durch seine selbsterdachten Kulthandlungen für sich zu vereinnahmen. Das störte schlicht und ergreifend die Gottesbeziehung und führte also nach Ansicht von Amos, Jesaja, Jeremia und Ezechiel automatisch in die Katastrophe, und die trat dann auch ein. Die Konsequenz einer unverantwortlichen Politik hieß damals unausweichlich Verbannung. So hatten es die Propheten vorausgesehen. Wer nicht hören will, muss fühlen, von Gott geradewegs in die Fremde geführt und das auf unbestimmt lange Zeit ohne Aussicht auf Rückkehr. Mit diesem Wissen wuchs jener Daniel auf. Das hatte er sich von Kind auf eingeprägt. Als Jugendlichen hatten man ihn verschleppt und versucht, ihn nach dem Gutdünken des Regimes in der Fremde um zu erziehen und ihm den Willen zu brechen und ihn der vorherrschenden Staatsdoktrin an zu passen. Darüber gingen 70 Jahr ins Land. Wie hält man das aus, ohne darüber zu verbittern? 70 Jahre Verbannung, _ für die Menschen damals bedeutete das ein Leben in der Fremde unter ständigen Repressalien durch das Regime und unter Bedingungen, die man am liebsten verdrängt.. Die bekannten Geschichten von tapferen Männern, die für ihren Glauben Kopf und Kragen riskierten, und bildlich gesprochen, immer wieder mitten in der tiefsten Not vor Feuerofen und Löwengrube bewahrt wurden, dürfte ja wohl vielen Zeitgenossen jenes Daniel nur zu vertraut gewesen sein. Daniel hatte offensichtlich durch seinen Glauben die Kraft zum Durchhalten bewahrt und den Mut sich immer wieder neu der Wahrheitsfrage zu stellen, und nun begegnen wir ihm als altem Mann nach all diesen Erfahrungen in seinem Gebet ohne Anzeichen von Verbitterung,_ in Sack und Asche. Mir kommt das sehr erstaunlich vor. Nach dieser langen, harten Zeit würde man doch eher die üblichen Klagegesänge erwarten, die auch sogar in den Psalmen häufig vorkommen, eine Haltung von der eigentlich niemand frei ist. _ Wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir uns das vorstellen, sind wir doch in der Regel rasch bei der Hand, Schuldige zu suchen, um von uns selbst ab zu lenken. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn der böse Nachbar es nicht will .“, meint Schiller. Wie leicht haben wir dann den Bruder oder die Anderen, oder vielleicht sogar Gott im Blick, wenn es um die Verantwortung geht! Es ist ja bequem, die Verantwortung für die Ereignisse einfach auf irgend wen ab zu schieben. Wir selbst stehen dann unserer Ansicht nach im rechten Licht, und der schwarze Peter ist erst einmal von uns abgeschoben, und wir haben unsere Ruhe, bilden uns das jedenfalls so ein. Aber Daniel bekennt statt dessen lang und breit seine Schuld, anstatt einfach nur zu klagen und gibt in seinem Gebet GOTT gegen sich selbst Recht, behält aber gleichzeitig vorbildlich die alten Verheißungen von Gottes Bundestreue im Blick und klagt sie ein, übernimmt aber mit seinem Schuldbekenntnis selbst auch die Verantwortung für die Ereignisse. Das ist eine völlig andere Grundhaltung, und die führt ins Freie.

Ungefähr betet ja Daniel so, als wollte er sagen: „Verdient habe ich es nicht, haben wir es nicht, aber dein gnädiger Wille geschehe im Himmel, wie auch auf Erden.“ Das ist wirksamer Kampf an der richtigen Front statt Resignation vor der überwältigenden Lage und eine Flucht in die richtige Richtung, eine Breche zur befreienden Wahrheit, und solche Gebete stoßen bei Gott auf offene Ohren, denn sie machen den Weg frei, dass er an uns handeln und die Lage verändern darf. Viele seiner Nachbarn und Bekannten haben vermutlich damals im Lauf der Zeit nur noch wahrgenommen, wie schrecklich das Alles sei, was sie erlebten. Das läge ja auch nahe, aber eine solche Sichtweise löst keine Probleme, sondern ist ein Teil davon. Ja, _ Es gehört viel Mut dazu, sich derart radikal der Wahrheit zu stellen, wie es Daniel hier tut. Aber Gebete, die offen sind für Gottes Gnade, haben eine Chance, dass sie erhört werden, und damit die Lage verändern. Kurz darauf erlebt jedenfalls jener Beter in der Fortsetzung seines Gebets in einem Traum, die Erneuerung der alten Zusage. Da sagt ihm der Engel: „Halte durch, es sind nur noch ein paar Wochen.“ Wenn wir das doch auch so hören könnten in unserer Zeit, in der so Vieles im Argen ist! Wäre dann nicht ein ganz anderes Vorzeichen vor der Klammer? Wenn nicht die Anderen, und auch nicht Gott schuld wären an der Erderwärmung oder an den Borkenkäferschaden an den Nadelbäumen oder an der weltweiten Pandemie, wie wir es uns vielleicht einbilden, sondern unsere unsere eigene Lebensweise, unser Hang zur Globalisierung, wir selbst, das Handeln unserer Regierung, unser Egoismus, in dem wir viel Wert auf unsere Bequemlichkeit legen, billige Jeans aus Indien und China kaufen, überall hin reisen und so tun, als ginge uns das Leiden der Anderen und unserer Mitgeschöpfe nichts an. Bringen wir das doch einmal mit einem echten Danielsmut zur Wahrheit vor Gott, und schauen wir doch einmal, wie Gott der HERR auf ein solches Gebet in Sack und Asche antwortet. Es ist ja ein und derselbe HERR, der so sehr die Welt geliebt hat, dass er seinen Sohn gab, bis hin zum Fluchtode am Kreuz. Der könnte uns wirksam helfen, und es ist wohl so, dass wir nicht die ganze Welt retten können, wir kämen damit wohl auch hoffnungslos zu spät, denn ein ganz anderer hat es ja in seinem Leiden am Kreuz erledigt.

Aber ein paar Dinge, die wir ändern könnten, könnten wir ändern, könnte Gott an uns und durch uns ändern. Eine kleine Änderung am System verändert das Ganze.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Gedanken in Christus Jesus, unserm HERRN.

Schlagworte: predigt

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  • Zuletzt geändert: 21.11.2022 15:20
  • von Manuel Krischer